Die Entstehung meiner Trauerkarten

Wie ich inspiriert worden bin

Als ich beim Schlosszauber Morsbroich in Leverkusen zum ersten Mal meine Wortkunst zum Verkauf präsentiert habe, wurde ich insgesamt dreimal gefragt, ob ich Trauerkarten im Angebot hätte. Dies musste ich jedes Mal verneinen. Dies bedauerte ich sehr, da ich diesen Menschen gerne in ihrer besonderen Situation etwas Ansprechendes gezeigt hätte. Aufgrund der mehrmaligen Nachfrage entschied ich mich schon auf der Messe, Trauerkarten zu erstellen.

Ein paar Tage später sprach ich darüber mit einer Freundin. Im Anschluss an das Gespräch stellte ich mir die Frage, welche Worte ich wählen würde, um einem Trauernden mein Mitgefühl auszudrücken. Wenn ich in ein Thema eingetaucht bin, wie in diesem Fall durch den mündlichen Gedankenaustausch, fällt es mir leicht, mögliche Zeilen aufzuschreiben. Ich spreche dann immer davon, dass ich in der dazugehörigen Energie bin und aus dieser entsteht einfach das, was entstehen will.

Beileid oder Mitgefühl?

Beim Sinnieren fiel mir direkt auf, dass es nicht meine Denken ist, über Beileidsbekundungen die Schwere des Trauernden noch zu vergrößern. Allein das Wort Beileid ist über den Begriff Leid sehr schwer. Anteilnahme und Mitgefühl sind dem gegenüber viel leichtere Worte.

 

Rote Waage mit den Worten Beileid sowie Mitgefühl

 

Beileid oder auch Mitleid sind Worte, die eine schwere und dumpfe Empfindung auslösen. In meinen Augen ist Mitgefühl ein leichter empfundenes Wort.

Lieber Mitgefühl als Mitleid!

Meine Empfindung sprach sich gegen Beileid und Mitleid aus. Was bringt es dem anderen, wenn Du mitleidest? Nichts! Im Gegenteil: Vielleicht hat derjenige ein schlechtes Gewissen, dass es Dir seinetwegen schlecht geht. Bei Mitgefühl bleibst Du in Deiner Kraft und kannst dem Trauernden Halt geben oder den Leidenden auffangen.

Mein Gedankenansatz

Ich merkte, dass ich Trauerkarten machen wollte, die dem Trauernden einen positiven Impuls, einen positiven Ausblick anbieten. Mein Bedürfnis war, Gedanken zu formulieren, in denen sich der Mensch, der gerade einen Verlust erlitten hat, wiederfindet und etwas Halt und Hoffnung finden kann. Ich wollte Trauerkarten machen, die nicht direkt wieder in den Umschlag zurückgesteckt werden, sondern die eventuell neben ein Foto des Verstorbenen gestellt werden und dort auch die nächsten Wochen stehen bleiben können.

Meine ersten Formulierungen

Das Ergebnis von 5-10 Minuten Sinnieren war:

Eines Tages werden wird uns wiedersehen … und darauf freue ich mich!
Danke, dass ich Dich kennenlernen durfte!
Danke, dass Du mein Leben begleitet und bereichert hast.
Du hast mein Leben heller gemacht. Ich danke Dir!

Fotos für meine Trauerkarten

Wenn ich ein Thema auf dem Schirm habe, dann läuft es parallel zu dem, was ich sonst noch so mache. Ich sammle dann dazu das ein, was sich mir zwischendurch bei der Arbeit zeigt. Als erstes zog zufällig ein Strandfoto meine Aufmerksamkeit auf sich. Es sprach mich sofort an, denn es enthält sowohl Dunkelheit als auch Helligkeit. Die angestrahlte Muschel zog meinen Blick auf sich und ich speicherte das Foto mit den Worten ab: Auch wenn Du gegangen bist, werde ich Deiner Stimme in mir weiter lauschen. 

 

Strand mit einer großen Muschel im Hintergrund ein Sonnenuntergang

 

Der Auslöser für die konkreten Entwürfe meiner Trauerkarten ist ein Foto in Grautönen. Es befand sich auf der Startseite der Website, von der ich meine Fotos beziehe, und zog mich direkt in seinen Bann. Auch wenn ich etwas Anderes vorgehabt hatte zu tun, wusste ich in dem Moment, dass ich jetzt die Trauerkarten in Angriff nehmen würde. Ich feiere die Feste, wie sie fallen.

 

Graue Landschaft mit Bäumen im Nebel

 

Das Foto zeigt Nebel und damit verbunden eine verschwommene Landschaft mit Bäumen. Es ist düster und doch kann man die Sonne am Himmel erkennen. Der lichte obere Bereich symbolisiert für mich das Positive. Er zeigt, dass die Zukunft besser wird. Der Text zu diesem Foto hat einen klaren Bezug zu dem Verlust einer Person oder auch eines anderen Lebewesens: Im Moment ist die Welt dunkler, weil Du fehlst. Die Worte „im Moment“ habe ich bewusst gewählt. Sie zeigen auf, dass mit der Zeit die Welt wieder heller sein wird.

 

Zwei sich im Horizont treffende beleuchtete Brücken über Wasser vor einem Sonnenuntergang

 

Das stimmungsvolle Foto mit den beiden Brücken war mir zuvor schon des Öfteren begegnet. Jedes Mal hat es mich fasziniert, aber ich wusste nicht, wozu ich es verwenden könnte, darum hatte ich es für mich nicht abgespeichert. Ich war nun sehr glücklich, als es mir erneut begegnete und mir ein Text für eine Trauerkarte einfiel. Nun wusste ich endlich, wo ich diese schöne Foto einsetzen konnte. Die Brücken sind für mich das Symbol für eine Verbindung, die über den Tod hinausgeht. Anschließend habe ich noch weitere inspirierende Fotos für die bestehenden und für neue Formulierungen gefunden, so dass ich am Ende dieser kurzen intensiven Phase das Konzept für fünf Trauerkarten hatte.

Wie es danach weiterging

Als ich das Layout der Trauerkarten erstellen, also die Fotos mit den entsprechenden Texten und meinem kleinen Logo versehen wollte, stellte ich die Frage, ob sich noch weitere Trauerkarten zeigen möchten. Ich schaute kurz in die Quelle meiner Fotografien und siehe da: Ruckizucki hatte ich acht weitere Fotos samt Text-Ideen zusammen.

Ich erstellte die Entwürfe und ließ mir von der Druckerei einen Probedruck anfertigen. Bis dieser bei mir eintraf, holte ich mir Feedback von Familienangehörigen und verschiedenen Freunden. Alle waren begeistert von den ansprechenden Fotos und den dazugehörigen Texten. Es gab auch jemanden, der Schwierigkeiten mit der Du-Anrede hatte , weil er sich angesprochen fühlte. Ich entschied mich, bei den Formulierungen zu bleiben und es auszuprobieren.

Warum es Klappkarten sind

Diese Entscheidung nahm mir die Leiterin eines Altenheimes ab. Ich hatte ihr meine Visitenkarte gegeben. Nachdem sie in meinem Internetshop gestöbert hatte, wollte sie sich gerne einige Produkte live und in Farbe ansehen. Nachdem wir mit der Kaufabwicklung fertig waren, stellte sie mir die Frage, ob ich mir auch vorstellen könnte, Trauerkarten zu machen. Ich bejahte und zeigte ihr direkt die Entwürfe. Sie war begeistert, dass ich schon damit angefangen hatte und erzählte mir, dass es sehr schwierig wäre, gute Trauerkarten zu bekommen. Ihre bisherige Quelle würde demnächst versiegen, weil die Schwestern in Düsseldorf den Verkauf einstellen würden. Ihr gefielen meine Trauerkarten sehr gut und sie sagte, dass ich bitte vorbeikommen sollte, wenn ich sie gedruckt zum Verkauf zur Verfügung hätte. Ich freute mich über meine erste potenzielle Kundin. Auf meine Frage, ob ich einfache Karten oder Klappkarten drucken lassen sollte, antwortete sie: „Auf jeden Fall Klappkarten!“ Sie würde den Zugehörigen immer noch Persönliches von dem verstorbenen Bewohner schreiben und dafür würde sie Platz benötigen.

Anzahl meiner Trauerkarten

Aufgrund des Probedrucks und des gesammelten Feedbacks haben es neun Trauerkarten als Klappkarte in den finalen Druck geschafft und zwei „Sehnsuchts“-Karten als einfache Postkarte. Es kann aber gut sein, dass sich auch hier noch weitere Ideen zeigen und sich entwickeln werden. Vorerst bin ich gespannt, wie der weitere Anklang der Trauerkarten sein wird.

 

 

 

 

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